Mit Engeln die Weinberge erleben

Winzer und Gästeführer haben sich zu Naturerlebnisbegleitern weitergebildet.

31 neue Naturerlebnisbegleiter erhielten in Hatzenport an der Mosel ihre Zertifikate aus den Händen von Staatssekretär Andy Becht und der neuen Mosel-Weinkönigin Kathrin Hegner (Foto: DLR Mosel/Elmar Kohl). Neben Teilnehmern von der Mittel- und Terrassenmosel ließen sich erstmalig auch Vertreter von Ahr und Mittelrhein zu Fachleuten der biologischen Vielfalt in den Weinbergen ausbilden.
Liebe, Wissen und Genuss braucht es, um die Weinkulturlandschaft authentisch zu vermitteln. Das gab Staatssekretär Andy Becht den neuen Naturerlebnisbegleitern mit auf den Weg. Liebe zur Natur, die Freude sein Wissen zu teilen und zu all dem dürfe der Genuss des Weines nicht zu kurz kommen.

Damit stieß er bei den Naturerlebnisbegleitern des Jahrgangs 2017 auf offenen Ohren. Über 80  Unterrichtsstunden zur Flora, Fauna und Ökologie der Weinberge haben die 31 Winzer, Gästeführer und Interessierte auf sich genommen, um sich auf ihre praktischen Prüfungen vorzubereiten. In diesen haben sie ganz im Sinne des Staatssekretärs mit viel Engagement und fundierten Kenntnissen Teile der Weinkulturlandschaft präsentiert.

Einer der neuen Naturerlebnisbegleiter ist der Koblenzer Theologe Kalle Grundmann. In seinem kurzweiligen Gastvortrag philosophierte er über die Begriffe Natur, Erlebnis und Begleiter und stellte dabei erstaunliche Verbindungen zu Bibel, Papst und der gerade absolvierten Fortbildung her. So ist die biblische Sicht auf das Paradies als den Garten Eden auch auf die uralten Weinterrassen zu übertragen. Paradies und Weinberge stehen in direkter Verbindung zum schöpferischen Wirken des Menschen und verlieren ohne diese ihre wundervolle Vielfalt und Schönheit. Das Staunen über die Natur wiederum hebt auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Laudato Si - über die Sorge für das gemeinsame Haus" hervor. Landschaftserleben ist unabdingbar für Inspiration und ein positives Verhältnis zwischen dem Menschen und seiner natürlichen Umgebung. Für Grundmann symbolisierte seine erste Beobachtung einer Rotflügeligen Ödlandschrecke auf der Exkursion im Lehmener Razewingert das damit verbundene Hochgefühl. Als ideale Begleiter stellte der Theologe abschließend die Engel heraus. Ganz in diesem Sinne werden die Naturerlebnisbegleiter zukünftig die Menschen durch die Weinberge geleiten.

Fachkundig zeigte sich die neue Mosel-Weinkönigin Kathrin Hegner. Leitarten wie Apollofalter und Smaragdeidechse seien wichtige Qualitätsmerkmale intakter Weinkulturlandschaften, hob sie hervor. Weinbaupräsident Rolf Haxel würdigte die Leistung der Mitarbeiter des DLR Mosel innerhalb der Initiative „Lebendige Moselweinberge“ und verwies gleichzeitig auf die ersten Erfolge des Moselprojektes des Bauern- und Winzerverbandes zur Förderung der biologischen Vielfalt in den Steillagen. Einen klangvollen musikalischen Rahmen gab das Mundart-Trio Moselstolz in dem atmosphärisch hergerichteten Veranstaltungssaal in der alten Hatzenporter Abfüllhalle.

Der Leiter des DLR Mosel, Hubert Friedrich, übergab abschließend dem jungen Vater Andy Becht die ersten Exemplare der druckfrischen Broschüre „Für junge Entdecker – Leben im Weinberg“. Sie stellt Kindergarten- und Grundschulkindern in verständlicher Form die wichtigsten Pflanzen- und Tierarten der Weinberge vor. Die Broschüre kann kostenlos im DLR Mosel über martina.engelmann-hermen(at)dlr.rlp.de bestellt werden. Unter www.lebendige-moselweinberge.de steht sie zum Download zur Verfügung.

In den vergangenen drei Jahren beschränkte sich der Kreis der Absolventen fast ausschließlich auf das Weinanbaugebiet Mosel. Mit dem diesjährigen Tagungsort in Löf an der Terrassenmosel war nun die Nähe zu den benachbarten Weinregionen geschaffen. Rund ein Drittel der Kursteilnehmer kamen von der Ahr oder dem Mittelrhein. Damit weist die Initiative „Lebendige Moselweinberge“ eine Strahlkraft weit über das Moseltal hinaus auf. Die nächsten Qualifizierungen zum Naturerlebnisbegleiter sollen 2018 in Bernkastel-Kues und 2019 an der Ahr stattfinden.                                          Carsten Neß