Früh, schnell, intensiv und herausfordernd: Mit diesen Worten beschreiben die Winzerinnen und Winzer an Mosel, Saar und Ruwer die Traubenlese 2025. Die Ernte war so früh beendet wie noch nie. Viele Betriebe hatten den Jahrgang schon Anfang Oktober im Keller. Mit der Menge und Qualität sind die Erzeuger größtenteils zufrieden. Der Jahrgang bietet das ganze Spektrum von trockenen Qualitätsweinen bis hin zu edelsüßen Beeren- und Trockenbeerenauslesen. Die Ernteschätzung für das Weinanbaugebiet Mosel liegt bei 780.000 Hektoliter, wie der Moselwein e.V. in seinem Herbstpressegespräch in Leiwen berichtete.
Lange sah es nach einem Bilderbuch-Jahrgang aus: Warmes und trockenes Frühjahr mit guten Blütebedingungen, ausreichend Niederschläge im Sommer, kaum Probleme mit Frost, Hagel und Pilzkrankheiten. Nach dem sehr herausfordernden und arbeitsreichen Jahrgang 2024, der von Frostschäden und anderen Kalamitäten geprägt war, freuten sich die Winzerinnen und Winzer an Mosel, Saar und Ruwer über den positiven Vegetationsverlauf des Jahrgangs 2025. Die Reben standen im Spätsommer bestens da und hatten Ende August einen Vorsprung von rund zwei Wochen gegenüber dem Vorjahr. Ein entspannter Herbst mit hoher Qualität war in Aussicht.
Starke Niederschläge veränderten das Bild im September aber rasant. Nach den ersten heftigen Regengüssen zu Monatsbeginn starteten viele Betriebe sehr früh in die Lese – für manche der früheste Lesestart aller Zeiten. Ohne Pause ging es dann mit einer Turbo-Lese weiter. Viele Rebsorten waren zu gleicher Zeit erntereif, Atempausen für die Lese-Teams waren kaum drin. Schon Anfang Oktober waren die meisten Weinberge im Gebiet abgeerntet. Nur die großen Weingüter mit hohem Anteil an Riesling in Steillagen waren noch bis gegen Mitte Oktober im Erntestress.
Zu Beginn der Vegetationsperiode hatte es noch keine Anzeichen für einen derart frühen Herbst gegeben. Nach trockener und milder Witterung im Februar und März begann der Austrieb der Reben um den 14. April und damit rund eine Woche später als 2024. Gravierende Frostschäden wie im April 2024 gab es nicht. April und Mai waren nicht nur deutlich wärmer, sondern auch trockener als im langjährigen Mittelwert. Im April wurden im Mittel 2,3 Grad Celsius mehr gemessen. Sehr warm ging es auch im Juni weiter: Der Monat war 3 Grad Celsius wärmer als im langjährigen Durchschnitt. Die Reben blühten an der Terrassen- und Mittelmosel ab dem 3. Juni, im Raum Trier zehn Tage später. Die Niederschläge verteilten sich im Juni sehr unterschiedlich. Während es an der Mittelmosel und im Raum Trier leicht überdurchschnittliche Regenmengen gab, fiel an der Terrassenmosel fast 60 Prozent weniger Regen als im Mittelwert. Das heiße Juni-Wetter beschleunigte das Wachstum der Reben, vor allem dort wo ausreichend Wasser vorhanden war. An anderen Standorten wurden dagegen erste Symptome von Trockenstress festgestellt. Überdurchschnittlich hohe Regenfälle im Juli brachten Entspannung bei der Wasserversorgung und sorgen bei moderaten Temperaturen für eine zügige und gleichmäßige Entwicklung der Reben.
Auch im August blieb die Witterung für den Weinbau überaus günstig: Dank der im Juli aufgefüllten Wasservorräte und des warmen, sonnigen und trockenen Hochdruckwetters waren die Bedingungen zum Start der Traubenreife optimal. Die Durchschnittstemperatur im August lag um 1,5 Grad höher als im langjährigen Mittel, die Sonne schien mehr als 280 Stunden. Die Weinberge präsentierten sich vital, die Trauben sehr gesund und stabil. Die Mostgewichte stiegen rasant und Ende August hatte die Reife-Entwicklung den Vorjahresstand deutlich überholt. Erste Trauben für Federweißer und Sektgrundwein wurden schon Ende August geerntet. Das Wetter-Glück verließ die Mosel-Winzer dann aber „auf den letzten Metern“ vor der Ernte. Im September zogen mehrere Tiefdruckgebiete über die Mosel-Region und brachten ergiebige Regenfälle. Während in Winningen im September mit 86,5 Litern pro Quadratmeter ein Niederschlagsplus von 71,3 Prozent registriert wurde, waren es in Bernkastel sogar 154 Liter (plus 200 Prozent) und in Trier 188,4 Liter (plus 217 Prozent). Hinzu kamen zeitweise warme Temperaturen. Infolgedessen breitete sich in vielen Rebanlagen Traubenfäule aus. Besonders der Riesling war hiervon betroffen.
Diese Entwicklung zwang die Winzer früher mit der Ernte zu starten. Die Traubenlese startete ab dem 8. September flächendeckend im Gebiet und ging ohne Pause bis in den frühen Oktober weiter. Schon vor Mitte September wurden verbreitet Burgundersorten gelesen sowie auch schon Riesling für Sektgrundwein und Kabinett geerntet. Bereits um den 19. September begann überall im Gebiet die Hauptlese beim Riesling. Viele Weingüter berichteten vom frühesten Erntebeginn. Die ansonsten üblichen Ernte-Pausen zwischen früher und später reifenden Sorten gab es aufgrund der rasanten Reife-Entwicklung nicht, da alle Rebsorten mehr oder weniger zeitgleich erntereif waren.
Die frühen Sorten sowie Pinot und Elbling lieferten sehr gute Erträge bei hoher Reife und guter Traubengesundheit. Beim Riesling zeigten sich große Unterschiede hinsichtlich des Ertrags und der Reife. Weinberge, die im Vorjahr erfroren waren, sowie Minimalschnittanlagen hatten hohe Erträge bei mäßiger Reife. Ansonsten gab es vielfach unterdurchschnittliche Erträge bei sehr guten Reifewerten. Insbesondere in den Steillagen mussten die Winzer größere Ertragseinbußen in Folge der Fäulnis hinnehmen. Die Hektarerträge schwankten dementsprechend enorm. Viele Weingüter berichteten von Einbußen von 50 bis 75 Prozent. In Teilen der Mosel, die im Vorjahr vom Frost verschont geblieben waren, war der Ertrag daher sogar niedriger als 2024 während sich in den frostgeschädigten Bereichen viele Winzer über eine normale Erntemenge freuen konnten.
Die Ernteschätzung für das gesamte Gebiet geht beim Riesling von einem durchschnittlichen Ertrag von 95 Hektoliter je Hektar aus, bei den Burgundersorten von 85 Hektoliter und bei Elbling und Müller-Thurgau von 115 bzw. 105 Hektoliter je Hektar. Im gesamten Anbaugebiet von Perl bis Koblenz wurden damit schätzungsweise 781.930 Hektoliter Traubenmost in die Keller gebracht. Damit liegt die Erntemenge rund 11 Prozent über dem durchschnittlichen Ertrag im Zeitraum 2015 bis 2025.
Der 2025er Jahrgang ermöglicht den Betrieben im Mosel-Gebiet die Erzeugung der gesamten Bandbreite an Qualitätsstufen und Geschmacksrichtungen: von trockenen Qualitätsweinen bis zum Großen Gewächs, von Kabinett über Spät- und Auslesen bis hin zu edelsüßen Beeren- und Trockenbeerenauslesen.