Eisweinlese krönt den Jahrgang

Winzer an Mosel, Saar und Ruwer ernten gefrorene Rieslingtrauben für die Herstellung der edelsüßen Rarität.

Der Wintereinbruch hat an Mosel, Saar und Ruwer für einen krönenden Abschluss der Traubenlese 2016 gesorgt: Zahlreiche Winzer an Mosel und Saar haben in den frühen Morgenstunden des 30. November gefrorene Rieslingtrauben für die Eisweinbereitung geerntet. So wurde unter anderem in Trittenheim, Leiwen, Erden, Kröv, Reil und Neef, in Waldrach an der Ruwer sowie in Saarburg und Wiltingen an der Saar Eiswein gelesen. Damit wurde zweimal innerhalb eines Jahres im Anbaugebiet Eiswein geerntet, denn im Januar 2016 waren die Eisweintrauben des 15er Jahrgangs gelesen worden. Vorher war es nicht kalt genug gewesen.

Winzer Niko Schmitt aus Trittenheim war am 30. November bei Temperaturen von um die minus 9 Grad mit seinen Helfern im Weinberg in der Lage Trittenheimer Altärchen. Das Mostgewicht liege bei etwa 145 Grad Oechsle, berichtete er. Auch in Reil zeigte das Thermometer minus 9 Grad, als Winzer Thorsten Melsheimer mit seinem Team zur Eisweinernte im Reiler Mullay-Hofberg ausrückte. Im Scheinwerferlicht ernteten auch Hans-Peter Amlinger und seine Helfer im Neefer Frauenberg am frühen Morgen etwa 100 bis 150 Liter Eiswein mit 130 Grad Oechsle. Die Mitarbeiter des Weingutes Dr. Loosen (Bernkastel) waren in der Lage Erdener Treppchen im Einsatz, in Leiwen freuten sich unter anderem Karl Josef und Christopher Loewen vom Weingut Carl Loewen sowie die Familie von Moselweinkönigin Lisa Schmitt (Weingut Scholisch) über Eiswein, in Kröv das Weingut Staffelter Hof. An der Saar wurde im Weingut Egon Müller-Scharzhof in Wiltingen sowie im Weingut Dr. Wagner in Saarburg Rieslingeiswein gelesen, an der Ruwer im Weingut Gebrüder Steffes in Waldrach.

Für die Bereitung von Eiswein müssen die Trauben in gefrorenem Zustand gekeltert werden. Dafür sind Temperaturen von mindestens minus 7 Grad Celsius erforderlich. Da das Wasser in den Weinbeeren gefriert, werden die anderen Inhaltsstoffe - vor allem der Fruchtzucker und die Fruchtsäure - konzentriert. Beim Pressen der gefrorenen Trauben bleibt das Wasser in Form von Eis auf der Kelter und nur der konzentrierte Saft wird für die Weinbereitung gewonnen.

Das Mostgewicht eines Eisweins muss in Deutschland mindestens 110 Grad Oechsle betragen. Das gilt für alle Rebsorten. An Mosel, Saar und Ruwer werden überwiegend Trauben der Rebsorte Riesling für die Eisweinbereitung verwendet, an der oberen Mosel wird auch Elbling-Eiswein erzeugt. In den vergangenen Jahren war es teilweise nicht kalt genug für Eiswein. Die 2015er Eisweintrauben konnten an der Mosel erst Anfang 2016 gelesen werden, vorher waren die Temperaturen nicht kalt genug. Die Winzer gehen daher ein Risiko ein, wenn sie gesunde Trauben im Herbst am Stock lassen und auf Eiswein "pokern". Aber das kann sehr lohnend sein, den die edelsüße Rarität sorgt bei Weinkennern weltweit für Aufsehen. Für Rieslingeisweine renommierter Weingüter werden bei Versteigerungen bis zu mehrere Tausend Euro pro Flasche erzielt.

Hochwertige Eisweine können dank der Kombination aus hoher Süße und tragender Säurestruktur sehr lange gelagert werden, und das bei sehr niedrigem Alkoholgehalt. Vor allem Rieslingeisweine von Mosel, Saar und Ruwer bieten auch nach Jahrzehnten großen Genuss.